Schlangenhalspanther

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Schlangenhalspanther in Hieroglyphen

Bildliche Darstellung eines Schlangenhalspanthers[1]
S29U28

Sedja / Sudja
S(w)ḏ3
Der (die Sonne) bewegt[2] /
Der (die Sonne) wohlbehalten sein lässt[2]
Schlangenhalspanther auf der Vier-Hunde-Palette (Detail)
Rollsiegel aus Uruk: Schlangendrachen, Darstellung
etwa aus der Zeit um 3000 v. Chr. (Louvre)

Schlangenhalspanther (auch Serpopard; altägyptisch Sedja, Sudja) ist die Bezeichnung eines mythischen Fabelwesens, das in Mesopotamien, Elam und im Alten Ägypten bezeugt ist. In der Altorientalistik wird er meist als Schlangendrache[3] bezeichnet.

Während Wolfgang Helck hinter der Gestalt des Schlangenhalspanthers Einflüsse von Stempelsiegelmotiven aus Elam vermutet,[1] geht Wolfram Nagel von einem mesopotamischen Kulturtransfer aus.[4] In der altägyptischen Mythologie gehörten die Schlangenhalspanther auf den Prunkpaletten der prädynastischen Epoche ebenfalls zum festen Bestandteil der Bildprogramme.

Bezeichnend für Schlangenhalspanther sind ihre langen Hälse, die denen von Giraffen nachempfunden sind. Der Körper ist der eines Panthers. Auf vielen Paletten haben die Wesen ihre langen Hälse umeinander geschlungen.

Auf der Narmerpalette werden die Schlangenhalspanther sogar an der Leine gehalten. Ihre Umschlungenheit sollte möglicherweise die Vereinigung der beiden Reiche von Ägypten (Ober- und Unterägypten) repräsentieren.

In einer weiteren Darstellung auf der Zwei-Hunde-Palette sind zwei Schlangenhalspanther zu sehen, wie sie wahrscheinlich eine Sonnenscheibe umranken. Ihre beiden Köpfe stoßen auf eine Gazelle nieder, um sie zu töten. Über dieser Szenerie schwebt ein Ba-Seelenvogel.[5]

Aus Hierakonpolis stammen zwei Elfenbeinsicheln, auf denen ein Mann als „Tierbändiger“ zwei Schlangenhalspanther „zähmt“. Dieses Motiv könnte der sumerischen oder mesopotamischen Kultur entlehnt sein und als
A38
[6] Eingang in die ägyptischen Hieroglyphen gefunden haben.[7]

Mythologische Verbindungen

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Whitney Davis und Wolfgang Helck vermuten, dass Schlangenhalspanther als Ungeheuer der Wüsten unter anderem Chaos und Urgewalt repräsentieren sollten, zumal die Wüste von jeher als lebensfeindlich und bedrohlich galt.

Wolfhart Westendorf verweist auf die alte mythische Vorstellung, dass der Schlangenhalspanther die Sonne auf ihrer täglichen Bahn bewegt, beziehungsweise, dass der Schlangenhalspanther als „Träger der Sonne“ galt. Der altägyptische Name steht daher nach Elmar Edel in direktem Zusammenhang mit seiner Rolle.

Teilaspekte des Motivs der eine Gazelle tötenden Schlangenhalspanther in Verbindung mit dem Sonnenauge sind Inhalt der demotischen Fabel Die Seherin und die Hörerin. Außerdem zeigt der Tötungsakt einen weiteren Bezug zu den Inhalten des Nutbuches und dem mythischen Vorgang „Löwe tötet Stier/Gazelle“, wo es unter anderem um das Thema der täglichen Wiedergeburt des Sonnengottes geht.

In Sargtexten des Mittleren Reiches wird die Rolle des Schlangenhalspanthers in der altägyptischen Kosmologie entsprechend als Stütze des Himmels und als Wächter des Sonnengottes Re definiert.

Nachdem Re zur höchsten Himmelsgottheit erhoben wurde und sich die mythologischen Grundlagen im weiteren Verlauf der altägyptischen Geschichte änderten, lösten Sphinxmonumente die Schlangenhalspanther hinsichtlich des Panthersymbols als Wächter ab und flankierten nun den Weg zu den Eingangstoren der Duat. In den Gängen der Totentempel übernahmen dagegen die Giraffen die Funktion der Schlangenhalspanther.

  • Whitney Davis: Masking the Blow: The Scene of Representation in Late Prehistoric Egyptian Art. Berkeley, Oxford (Los Angeles) 1992, ISBN 0-5200-7488-2.
  • Whitney Davis, Richard W. Quinn: Replications: archaeology, art history, psychoanalysis. Penn State Press, Kopenhagen 1996, ISBN 0-2710-1524-1.
  • Elmar Edel: Altägyptische Grammatik (= Analecta orientalia. Nr. 39). Pontificium Inst. Biblicum, Rom 1964, § 442.
  • Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit (= Ägyptologische Abhandlungen. (ÄA) Band 45). Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02677-4.
  • Wolfgang Helck: Schlangenhalspanther. In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto: Lexikon der Ägyptologie. Band 5: Pyramidenbau – Steingefäße. Harrassowitz, Wiesbaden 1984, ISBN 3-447-02489-5, Spalte 652–653.
  • Wolfhart Westendorf: Schlangenhalspanther (mythologisch). In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto: Lexikon der Ägyptologie. Band 5: Pyramidenbau – Steingefäße. Harrassowitz, Wiesbaden 1984, ISBN 3-447-02489-5, Spalte 653.
  • Reinhard Dittmann, Christian Eder, Bruno Jacobs (Hrsg.): Altertumswissenschaften im Dialog. Festschrift für Wolfram Nagel zur Vollendung seines 80. Lebensjahres. Ugarit-Verlag, Münster 2003, ISBN 3-934-62841-9.

Einzelnachweise

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  1. a b Wolfgang Helck: Schlangenhalspanther. Wiesbaden 1984, Spalte 652–653.
  2. a b Wolfhart Westendorf: Schlangenhalspanther (mythologisch). Wiesbaden 1984, Spalte 653.
  3. Erich Ebeling, Bruno Meissner, Peter Calmeyer, Dietz Otto Edzard, Ernst Weidner: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie. Band 8: Meek - Mythologie. de Gruyter, Berlin/ Boston 1997, ISBN 3-11-014809-9 (Mesopotamischer Schlangendrache).
  4. Reinhard Dittmann, Christian Eder, Bruno Jacobs (Hrsg.): Altertumswissenschaften im Dialog. Münster 2003, S. 217.
  5. Darstellung zweier Schlangenhalspanther beim Töten einer Gazelle (darüber befindet sich der Ba-Seelenvogel, darunter ist zu erkennen, wie mit Klauen ein Tier ergriffen wird.) In: Jaromír Málek: In the Shadow of the Pyramids: Egypt During the Old Kingdom. University of Oklahoma Press, Norman OK 1992, ISBN 0-8061-2466-0, S. 21.
  6. Qjs; altägyptisch Qusae
  7. Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. Wiesbaden 1987, S. 135–137.