Paul Barguet

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Paul Barguet (* 8. September 1915 in Montbéliard, Département Doubs; † 1. Februar 2012 in Dax, Département Landes) war ein französischer Ägyptologe.

Paul Barguet besuchte das Lycée Condorcet zu Paris und studierte anschließend an der École pratique des hautes études (EPHE) in Paris bei Alexandre Moret, Gustave Lefebvre und Étienne Drioton ägyptische Religion und Sprache sowie Epigraphik und Museologie.[1][2][3] 1936 schloss er sich Alexandre Varille an und folgte Drioton nach Ägypten, wo sie unter Maurice Pillet an den Feldforschungen im Bezirk des Tempels der Mut in Karnak teilnahmen. Im Chicago House zu Luxor lernte er damals den Ägyptologen Siegfried Schott kennen, dessen Arbeiten er sehr bewunderte. Nach Erhalt seines Diploms in Ägyptologie wurde er 1947 auf Empfehlung von Gustave Lefebvre, den er als „seinen Meister“ betrachtete, erneut nach Ägypten entsandt, wo er in Kairo zum Mitglied des Institut français d’archéologie orientale (IFAO) ernannt wurde und bis 1952 verblieb.[4] In den Wintermonaten der Jahre 1949–1950 und 1950–1951 begab sich Barguet zusammen mit Jean Leclant nach Karnak bei Luxor, wo seit 1941 Clément Robichon und Alexandre Varille die Grabungen fortsetzten. Hier dokumentierten sie den Stand der Grabungen und nahmen umfangreiche epigraphische Arbeiten vor.[5][6] 1962 promovierte Barguet dann mit einer Arbeit über den Papyrus Louvre 3176 und legte damit eine bedeutende Schilderung des Ablaufs des im Monat Choiak in Karnak gefeierteten Osirisfestes vor.[7]

Nach Frankreich zurückgekehrt, wurde Barguet im Jahre 1954 Mitglied des Centre national de la recherche scientifique und wurde an dieser Institution erstmals für seine Verdienste um die Ägyptologie ausgezeichnet. Zunächst noch Assistent, wurde er 1959 Kurator der Abteilung für ägyptische Altertümer des Louvre Museum, wo er in den Jahren 1956 bis 1979 an der École du Louvre zudem die Kurse für Epigraphie leitete. In den Jahren 1976 bis 1978 war Barguet auch als wissenschaftlicher Direktor des Centre franco-égyptien d’étude des temples de Karnak (KFEETK) tätig, nachdem dessen bisheriger Direktor Serge Sauneron bei einem Autounfall tödlich verunglückt war. Seit 1966 hatte er eine Professur an der Universität Lyon inne und leitete bis zu seinem Ruhestand das dortige Institut für Ägyptologie. 1981 folgte ihm der Ägyptologe Jean-Claude Goyon in dieses Amt nach. 1993 vertraute ihm Barguet seine Memoiren an, wodurch Goyon zu seinem Testamentsvollstrecker wurde. Paul Barguet verstarb am 1. Februar 2012.[8]

Unter den von Paul Barguet vorgenommenen Bearbeitungen dürfte zunächst einmal die in Zusammenarbeit mit Jean Leclant erfolgte epigraphische Aufnahme der in Karnak-Nord auf zahlreichen Wänden und Steinblöcken vorgefundenen Inschriften und Reliefs von besonderer Bedeutung sein, denn in dieser Arbeit finden sich diverse Eigennamen von hochrangigen Vertretern und Vertreterinnen der pharaonischen Zeit teils erstmals mitsamt ihren Titulaturen genannt und veröffentlicht.[9] Sein 1962 veröffentlichtes Hauptwerk über den Tempel des Amun-Re in Karnak schöpft aus diesen Vorarbeiten und erschien in drei Auflagen.[10] Größere Bedeutung erlangte zudem der von ihm übersetzte Papyrus Louvre N 3176 S. Der Ägyptologe Günter Burkard etwa betonte diesbezüglich, dass der Papyrus Louvre 3176 für die Darstellung des Osiriskultes sehr wichtig geworden sei.[11] Eine ganz ähnliche Wertschätzung bezeugte Joachim Friedrich Quack, welcher darauf hinwies, dass dieser Papyrus einen Beleg für den Imhotep-Kult in Theben bietet.[12] Allein schon die insgesamt doch sehr häufige Rezeption lässt also auf die relativ hohe Bedeutung dieses Papyrus’ und seiner Bearbeitung schließen. Sein langjähriger Freund Jean Leclant überwies ihm mit Sylvie Cauville und Claude Traunecker zwei seiner besten Schüler, welche 1979 und 1980 bei ihm promovierten und heute zu den weltweit besten ihres Fachs gehören. Paul Barguet wurde für seine besonderen Verdienste um das französische Bildungswesen zum Offizier des Ordre des Palmes Académiques ernannt.

Einzelnachweise

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  1. Paul Barguet: Ecriture hiéroglyphique. Avec la collaboration de Alexandre Moret. Imprimerie nationale, Paris 1949.
  2. Jean Sainte Fare Garnot, Étienne Drioton, Paul Barguet: VI.– Religions de l’Égypte. In: École pratique des hautes études, Section des sciences religieuses, num. 62, Annuaire 1954–1955. Paris 1954, S. 37–39.
  3. Dominique Valbelle: Nécrologie. Paul Barguet (1915–2012). In: Bulletin de l’Institut Franc̣ais d’Archéologie Orientale. (BIFAO) Band 112. Kairo 2013, S. 7–8.
  4. Dominique Valbelle: Nécrologie. Paul Barguet (1915–2012). In: Bulletin de l’Institut Franc̣ais d’Archéologie Orientale- (BIFAO) Band 112, Kairo 2013, S. 7–10 (Digitalisat).
  5. Paul Barguet, Jean Leclant: Karnak-Nord, Tome IV (1949–1951), Rapport des fouilles conduites par Cl. Robichon. Fascicule 1: Texte. Kairo 1954 (Digitalisat).
  6. Paul Barguet, Jean Leclant: Karnak-Nord, Tome IV (1949–1951), Rapport des fouilles conduites par Cl. Robichon. Fascicule 2: Planches. Kairo 1954 (Digitalisat).
  7. Paul Barguet: Le papyrus N. 3176 (S) du Musée du Louvre. In: Institut franc̣ais d’archéologie orientale, Bibliothèque d’étude. Band 37, Kairo 1962, ISSN 0259-3823.
  8. Dominique Valbelle: Nécrologie. Paul Barguet (1915–2012). In: Bulletin de l’Institut Franc̣ais d’Archéologie Orientale. (BIFAO), Band 112, Kairo 2013, S. 9.
  9. Paul Barguet, Jean Leclant: Karnak-Nord, Tome IV (1949–1951), Rapport des fouilles conduites par Cl. Robichon. 2 Teile, Kairo 1954.
  10. Paul Barguet: Le temple d’Amon-Re à Karnak: essai d’exégèse. Imprimerie de l’Institut franc̣ais d’archéologie orientale, Kairo 1962 (Titelseite).
  11. Günter Burkard: Spätzeitliche Osirisliturgien. In: Manfred Görg, Günther Hölbl: Ägypten und der östliche Mittelmeerraum im 1. Jahrtausend v. Chr. (Akten des interdisziplinären Symposiums am Institut für Ägyptologie der Universität München 1996.) Harrassowitz, Wiesbaden 2000, ISBN 3-447-04344-X, S. 1–21 (Volltext als PDF).
  12. Joachim Friedrich Quack: Ein übersehener Beleg für den Imhotep-Kult in Theben. In: Revue d’Égyptologie. Band 49, Leuven 1998, S. 255–256 (Digitalisat).