Maschinenbuch

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Bücherrad aus dem Maschinenbuch von Agostino Ramelli zum zeitgleichen Lesen verschiedener Werke

Als Maschinenbücher (lat. Theatrum machinarum) werden die in Europa ab Mitte des 16. Jahrhunderts bis Anfang des 18. Jahrhunderts gedruckten Bücher bezeichnet, die mittels großerformatiger Abbildungen in Form von Holzschnitten oder detailreichen Kupferstichen und mit teilweise relativ wenig Text technische Apparaturen und Erfindungen darstellen. Die aufwendige Gestaltung ist ein Indiz dafür, dass es sich zunächst um Druckwerke handelt, die von einer wohlhabenden Käuferschicht zum Zwecke der Unterhaltung und Zerstreuung angeschafft wurden. Es ging in der Frühphase der Literaturgattung eher nicht darum, Anleitungen zum Nachbau der Geräte zu publizieren. Ab dem siebzehnten Jahrhundert finden sich in den Werken von Leonhard Christoph Sturm und Jacob Leupold detailreiche technische Zeichnungen, die einen Nachbau ermöglichen. Insofern handelt es sich bei den späten Maschinenbüchern um Vorläufer der Literatur zum Maschinenbau. Vorläufer der Maschinenbücher waren die Handschriften mit technischer Thematik des ausgehenden Mittelalters und der Renaissance etwa von Konrad Kyeser, Taccola und Leonardo da Vinci.

In den frühen Werken der Gattung werden sowohl funktionierende Maschinen beschrieben als auch neu erdachte und utopische Gerätschaften, deren Realisierbarkeit zum Teil bezweifelt werden konnte – beispielsweise Perpetua mobilia. Vor allem im Barock trat im Zuge eines sich wandelnden Wissenschaftsverständnisses eher die Machbarkeit in den Vordergrund und das Maschinenbuch entwickelte sich vom technischen Schaubuch zum technischen Fachbuch.

Die Autoren waren Techniker, Architekten und interessierte Laien.

Titelkupfer des Maschinenbuchs von V. Zonca

Ungefähr 25 Werke gelten heute als sehr wertvoll und selten. Die Bibliothek des Deutschen Museums verfügt weltweit über die vermutlich umfassendste Sammlung dieser Form der frühen technischen Literatur.

Beispiele:

  • Tilmann Spreckelsen: Die Zeit der Maschinenträume. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 6. April 2008, Nr. 14, S. 70.
  • Helmut Hilz: Theatrum Machinarum. Das technische Schaubuch der frühen Neuzeit. Ausstellungskatalog zur Sonderausstellung im Deutschen Museum. vom 13.03. bis 25.05.2008. München 2008.
  • Marcus Popplow: Erfindungsschutz und Maschinenbücher: Etappen der Institutionalisierung technischen Wandels in der Frühen Neuzeit. In: Technikgeschichte, Band 63, 1996, Heft 1, S. 21–46.