Kloster Tänikon

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Klosterkirche Tänikon, links ehemaliges Refektorium
Kloster Tänikon Wappen

Das Kloster Tänikon in der heutigen politischen Gemeinde Aadorf, Kanton Thurgau wurde ungefähr im Jahr 1249 durch die Herren von Bichelsee als Zisterzienserinnenkloster gegründet und 1848 aufgelöst. Es ist heute Sitz der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART).

Gründung des Frauenklosters

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Das dem Zisterzienserorden angehörende Frauenkloster Tänikon wurde ungefähr im Jahr 1249 gegründet. Mit dem Jahr 789 ist Tänikon („Tanninchova“) der am frühesten urkundlich erwähnte Ort in der politischen Gemeinde Aadorf, Kanton Thurgau. Die Kirche ist der Gottesmutter geweiht (Mariae Aufnahme in den Himmel). Kirchenpatron ist der heilige Bernhard von Clairvaux (Kirchenfest am 20. August bzw. am darauf folgenden Sonntag). Vor der Reformation um 1520 muss es eine stattliche Anlage gewesen sein. Bauzeugen sind die Kirche, deren Dachstuhl bis 1363 zurückreicht und damit die Tänikoner Klosterkirche zu einem der ältesten noch erhaltenen Gebäude im Thurgau macht, und das Refental (ehemaliges Refektorium) (1508).

Aufhebung des Klosters

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In den Wirren der Reformation (1525–1550) erlosch das klösterliche Leben. Das wiedererstandene Kloster erlebt im 17. Jahrhundert eine grosse Blüte, verbunden mit einer regen Bautätigkeit: Prälatenhaus 1616, Äbtissinnenhaus 1678 und Lilienthal 1640. Die prächtigen Glasscheiben im Kreuzgang geben Zeugnis vom Kunstsinn der Äbtissinnen. Bis zur politischen Umwälzung von 1798 übten die Klostervorsteherinnen in den Ortschaften Aadorf, Ettenhausen und Guntershausen bei Aadorf die niedere Gerichtsbarkeit aus. Das Rechtsverhältnis zwischen diesen Gerichtsgemeinden und dem Kloster ist in Offnungen, das heisst Dorfrechten, niedergelegt.

Im frühen 19. Jahrhundert waren viele führende Thurgauer Politiker der Ansicht, die Klöster seien reich und „jedem gemeinnützigen Wirken fremd geblieben“. Nach verschiedenen Massnahmen wie Einsatz staatlicher Klosterverwalter und Bewilligung bzw. Verbot von Novizenaufnahme beschloss der Thurgauer Grosse Rat 1848 unter anderem die Aufhebung des 600-jährigen Zisterzienserinnenklosters Tänikon.

Liste der Äbtissinnen

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Äbtissinnenhaus
Äbtissin[1] Regierungszeit
Hemma bis ca. 1270
Elisabeth ca. von 1270 – 1285
Guta von Bichelsee 1285? – 1305
Ite oder Idda 1305 – 1309
Adelheid 1309 – 1335
Katharina Rinwin 1335 – 1347
Ita 1347 – 1360?
Clara von Lindenberg 1360? – 1371
Ita von Schlatt 1371 – 1380?
Clara von Gachnang 1380? – 1387
Elisabeth Rüdlinger 1387 – 1398?
Anna von Gachnang 1398? – 1415
Katharina Schenk von Landegg 1415 – 1430?
Anna Schlatter 1430? – 1436
Ursula von Eppenberg 1436 – 1460?
Dorothea von Heudorf 1460? – 1504
Anna Wälter I. von Blidegg 1504 – 1521?
Amalia Gnäpser 1521? – 1524
Anna Wälter II. von Blidegg 1524 – 1532
Sophia von Grüt 1548 – 1579
Barbara von Hertenstein 1579 – 1608
Veronika von Grüt 1608 – 1617
Anna von Wellenberg 1617 – 1623
Magdalena Hoppler 1623 – 1639
Marie Salome Schmid 1639 – 1677
Maria Victoria von Beroldingen 1677 – 1687
Maria Elisabeth Dietrich 1687 – 1707
Maria Euphemia Zurlauben 1707 – 1737
Euphemia Dorothea Ceberg 1737 – 1762
Maria Barbara Rüti 1762 – 1773
Maria Katharina Weiss 1773 – 1796
Dominika Agatha Seiler 1796 – 1827
Maria Johanna Baptista Rutz 1827 – 1848

Neue Heimat in Österreich

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Die ausgewiesenen Klosterfrauen vereinigten sich erst 1869 mit den ebenfalls heimatlos gewordenen Schwestern der Klöster Kalchrain und Feldbach zum heute noch bestehenden Nachfolgekloster Mariastern-Gwiggen in der Gemeinde Hohenweiler, Vorarlberg.[2]

Kloster im Privatbesitz

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Nach der Klosteraufhebung gingen die Kirche mit Friedhof, das Pfarrhaus mit Umschwung und Fondsgeldern an die Kirchgemeinde Tänikon über.[3] 1850 kaufte Nina von Planta von Samaden GR das Klostergut. Neben der Gutswirtschaft stellte von 1857 bis 1918 eine Tonwarenfabrik Ziegel und Drainageröhren her. Der Kreuzgang wurde abgerissen um quer durch diesen hindurch einen Güterweg anzulegen. Letzte Gutsbesitzerin von 1936 bis zum Verkauf an die Schweizerische Eidgenossenschaft 1968 war Emma Zuber-Schmid. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik FAT nahm am 1. April 1969 ihre Arbeit auf; Direktoren waren Dr. Paul Faessler (1969–1981) und Prof. Dr. Walter Meier (1981–2004). Im Jahr 2006 wurde sie mit der Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau Zürich-Reckenholz zu einer einzigen Institution unter dem Namen Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART) zusammengelegt und ist seither von Direktor Paul Steffen geleitet.

Kirchenrenovation

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Die Kirche erhielt das klassizistische Aussehen beim grundlegenden Umbau 1829–1831. Bemerkenswert ist die frühromantische Orgel aus der Klosterzeit (Bau durch Franz Anton Kiene ?1835; Rekonstruktion 1975).[4] In den Jahren 2001–2003 führte die Kirchgemeinde mit erheblicher Beihilfe von Bund, Kanton, Katholischer Landeskirche und Politischer Gemeinde Aadorf eine umfassende Sanierung des Dachstuhls und eine Renovation des Kircheninnern, vor allem auch der Stuckdecke, durch.[5]

Das Pfarrhaus errichtete die Kirchgemeinde 1967 anstelle des Altbaus von 1853.

Blick von Ettenhausen auf das Kloster Tänikon
  • 789: Erste urkundliche Erwähnung als „villa Tanninchova“
  • 1249: Gründung des Frauenklosters Tänikon. Klosterwappen: dreiteilige weisse Lilie auf blauem Grund. Weiterer Klostername seit etwa 1614: „Lilienthal“
  • 1320: Ettenhausen kommt zum Kloster Tänikon
  • 1362: Die Kirche mit dem noch erhaltenen Dachgerüst wird erbaut
  • 1413: Das Kloster kauft Aadorf vom Kloster St. Gallen
  • 1508: Bau des Refentals (ehemaliges Refektorium)
  • 1509: Mit dem Kauf von Guntershausen verfügt das Kloster über die niedere Gerichtsbarkeit in Aadorf, Ettenhausen und Guntershausen
  • 1525–1550: Infolge der Reformationswirren erlischt das klösterliche Leben beinahe
  • 1617: Das Prälatenhaus als Gastbau der Äbte des Klosters Wettingen wird errichtet
  • 1626: Anbau des Altarhauses
  • 1640: Bau des Lilienthals, bis 1961 Gastwirtschaft
  • 1663: Einzug einer gewölbten Decke anstelle der alten Flachdecke
  • 1668: Der Dachreiter (Glockenturm) wird vom Kirchendach auf die Sakristei versetzt
  • 1678: Bau des Äbtissinenhauses als Repräsentationsbaute der Klostervorsteherin
  • 1798: Das Kloster verliert die Gerichtsherrschaft über Aadorf, Ettenhausen und Guntershausen
  • 1831: Durch einen grundlegenden Umbau erhält die Kirche das heutige klassizistische Aussehen
  • 1840: Einbau der Kiene-Orgel; 1975 restauriert
  • 1838: Bau der Klosterscheune als letzte Baute des Klosters
  • 1848: Der Thurgauer Grosse Rat hebt das Zisterzienserinnenkloster Tänikon auf, die Kirche wird zur Pfarrkirche
  • 1850: Frau Nina von Planta, Samaden GR, kauft das Gut Tänikon
  • 1857–1918: Industrielle Tonwarenfabrik (Ziegel, Röhren usw.)
  • 1883: An die Klosterscheune wird quer ein Hallenstall angebaut
  • 1930 und 1961–1963: Kirchenrenovationen
  • 1936: Emma Zuber-Schmid kauft das Gut Tänikon
  • 1967: Neubau des Pfarrhauses
  • 1968: Erwerb durch die Eidgenossenschaft
  • 1969: Am 1. April 1969 nimmt die Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik (FAT), seit 2006 Agroscope, ihre Tätigkeit auf.
  • 1976: Bezug der Neubauten in der historischen Zone: Bürogebäude, Personalrestaurant und Gästetrakt
  • 1981: Offizielle Einweihung der Neubauten und restaurierten historischen Klostergebäude
Agrotechnorama
  • 1981: Eröffnung der Landtechnischen Entwicklungsschau Agrotechnorama der Eidgenössischen landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Tänikon [1]
  • 1989: Jubiläumsjahr „1200 Jahre Tänikon“
  • 1999–2003: Die Kirchgemeinde Tänikon beschliesst die Sanierung des alten Dachgerüsts. Als Hauptmassnahme hat ein zweites Tragwerk für die Aufnahme der äusseren Dachlasten das historische Dachgerüst von 1362 zu stabilisieren und zu entlasten. Anschliessend wird das Kircheninnere renoviert.
  • Johann Nater: Die Gründung des Klosters Tänikon. In: Thurgauer Jahrbuch, Bd. 3, 1927, S. 22–34 (e-periodica)
Commons: Kloster Tänikon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Herbert Zehnder: Tänikon. Hrsg.: Katholische Kirchgemeinde Tänikon. 1992, S. 20–35.
  2. www.mariastern-gwiggen.at
  3. www.kirchenaadorf.ch (Memento des Originals vom 16. Januar 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kirchenaadorf.ch
  4. Orgelporträt auf der Website von Orgelbau Kuhn AG, abgerufen am 30. Juli 2012.
  5. www.guntershausen.ch (Memento des Originals vom 29. März 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.guntershausen.ch

Koordinaten: 47° 28′ 44,7″ N, 8° 54′ 25,6″ O; CH1903: 710684 / 259738