Dürener Verkehrsgemeinschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Dürener Verkehrsgemeinschaft (DVG) war ein Tarifverbund zwischen Dürener Kreisbahn (DKB) und der Kraftpost Düren. Er bestand von 1972 bis 1978 und ist am 1. Januar 1979 im Aachener Verkehrsverbund (AVV) aufgegangen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es im Dürener Verkehrsgebiet, gemeint ist hier im Wesentlichen der öffentliche Nahverkehr im Bereich des alten Kreises Düren, vier verschiedene Verkehrsunternehmen, die Konzessionen für Bahn- beziehungsweise Buslinien hatten:

Alle Unternehmen hatten jeweils ihre eigenen Tarife, so dass der Fahrgast beim Umsteigen einen neuen Fahrschein lösen musste, wenn die anschließende Linie einen anderen Betreiber hatte. Bei parallel verlaufenden Linien unterschiedlicher Betreiber gab es sogenannte Bedienungsverbote, das heißt ein Ein- beziehungsweise Ausstieg war auf solchen Linien teilweise verboten. Dies galt innerhalb des Dürener Stadtgebietes für sämtliche Bahnbus- und Kraftpostlinien, wenn DKB oder DEAG die entsprechende Konzession für eine parallel führende Linie hatten. So durfte in diesem Fall bei den Überlandlinien stadteinwärts an den innerstädtischen Haltestellen nur aus-, aber nicht eingestiegen werden. Bei stadtauswärts fahrenden Bussen durfte im Stadtgebiet Düren nur ein-, aber nicht ausgestiegen werden.

Eine erste Zusammenarbeit gab es zwischen DKB und Kraftpost mindestens seit 1957. Nachdem die DKB ihre Eisenbahnstrecke von Zülpich-Stadt nach Embken stillgelegt hatte, wurde die sie ersetzende Buslinie 18 im Gemeinschaftsverkehr mit der Kraftpost betrieben.[1]

Kurz nachdem die DEAG den Schienenverkehr auf ihrer Strecke von Düren nach Inden weitgehend eingestellt hatte, wurde ab dem 3. November 1963 ein Gemeinschaftsverkehr mit der DKB aufgenommen.[2] Neben einer Tarifgemeinschaft beider Unternehmen brachte dieser Schritt für den Fahrgast zwei Vorteile: zum einen konnten die bisher am Dürener Bahnhof endenden DEAG-Linien von Birkesdorf in die Innenstadt zum Kaiserplatz verlängert werden, zum anderen gab es bei der parallel verlaufenden DKB-Linie über Birkesdorf nach Arnoldsweiler kein Bedienungsverbot mehr. Schließlich wurden zum 1. Januar 1969 Busse und Konzessionen von der DKB an die DEAG verkauft, womit dieser Gemeinschaftsverkehr endete.[3]

Anfang Juni 1970 wurden mit der Oberpostdirektion Köln Gespräche aufgenommen, um Tarife zu vereinheitlichen und die Fahrpläne besser abzustimmen.[4] Die Dürener Verkehrsgemeinschaft (DVG) wurde daraufhin 1972 als Tarif- und Verkehrsgemeinschaft zwischen Dürener Kreisbahn und der Deutschen Bundespost, Kraftpoststelle Düren, gegründet.[5] Erstmals umfasste diese Kooperation nahezu das komplette Dürener Verkehrsgebiet, wobei die Bahnbuslinien weiterhin ausgeklammert blieben. Die folgende Tabelle zeigt das Gesamtnetz der DVG-Linien im Jahr 1978.

DVG-Liniennetz 1978:
Linie Betreiber Linienweg Kursbuchnummer
1 DKB Düren BahnhofKaiserplatzKreuzauWinden – Obermaubach -
2 DKB Düren Kaiserplatz – RölsdorfLendersdorfBerzbuirKufferath -
3 DKB Düren Allkauf – Bahnhof – Kaiserplatz – Rölsdorf – Gürzenich – Gürzenich Wald -
4 DKB Düren Kaiserplatz – Clodwigplatz – Zülpicher Platz – Fordwerke -
5 DKB Düren Kaiserplatz – Grüngürtel -
6 DKB Düren Kaiserplatz – Bahnhof – Lindenbaum / Birkesdorf -
7 DKB Düren Kaiserplatz – Merzenich -
8 DKB Düren Kaiserplatz – Merzenich – NörvenichZülpich -
9 DKB Düren Kaiserplatz – Bahnhof – Birkesdorf – Arnoldsweiler – Morschenich – Buir / Merzenich -
11 DKB Düren Bahnhof – Kaiserplatz – Kreuzau – DroveBerg -
12 DKB Nörvenich Bahnhof – Pingsheim – Lechenich -
13 DKB Düren Kaiserplatz – Gürzenich – Schevenhütte -
14 DKB Düren Kaiserplatz – Oststraße – Zülpicher Platz -
15 DKB Nörvenich Bahnhof – Fliegerhorst -
16 DKB Düren Kaiserplatz – Bahnhof – Birkesdorf – HovenMerken – Pier – Inden / Schophoven -
18 DKB/Kraftpost Zülpich – FüssenichEmbken 4435
21 DKB Düren Bahnhof – Kaiserplatz – Kreuzau – Winden – Nideggen -
24 DKB Düren Kaiserplatz – Gneisenaustraße -
26 DKB Pier – Inden – LamersdorfLucherberg – Pier -
30 Kraftpost Düren Gutenbergstraße – KelzGladbachPoll – Pingsheim 4430
31 Kraftpost Düren Gutenbergstraße – StockheimSollerWollersheim – Heimbach / Schwammenauel / Hergarten – Gemünd – Schleiden 4431
32 Kraftpost Schwammenauel – Heimbach – Kloster Mariawald 4432
33 Kraftpost Zülpich – Bürvenich – Wollersheim – Nideggen 4433
34 Kraftpost Düren Gutenbergstraße – ZehnthofstraßeGey (– Horm) – Obermaubach / Kleinhau – Nideggen / Hürtgen – Vossenack 4434
36 Kraftpost Düren Gutenbergstraße – Zehnthofstraße – Kreuzau – Drove – Nideggen (– Heimbach) – Schmidt (– Monschau) 4436
37 Kraftpost Düren Gutenbergstraße – MariaweilerEchtzSchlich / Langerwehe 4437
38 Kraftpost Düren Gutenbergstraße – Arnoldsweiler – NiederzierJülich / Titz 4438
39 Kraftpost BergheimWiddendorfManheim – Buir – Golzheim – Düren Gutenbergstraße 4439

Trotz der Zusammenarbeit zwischen DKB und Kraftpost fuhren nicht alle Busse der von Düren ausgehenden Linien von einem zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) ab. Die DKB-Linien bedienten alle den Kaiserplatz als zentrale Haltestelle, einige berührten den Dürener Bahnhof mit einer Haltestelle in der Josef-Schregel-Straße. Die am Bahnhof endenden Linien der DKB (Linien 1/11/21) hielten am Haupteingang des Bahnhofs (Auffahrt), wo auch die Bahnbusse abfuhren. Die Kraftpost hatte ihren Busbahnhof an der damaligen Gutenbergstraße, wo sich die Kraftpoststelle befand – heute steht in etwa an dieser Stelle das Haus der Stadt – und fuhren teilweise zusätzlich den Kaiserplatz (Zehnhofstraße – Linien 34 und 36) bzw. die Hauptpost (Linie 31) an. Sämtliche Dürener Kraftpostlinien bedienten zudem den Dürener Bahnhof an der Haltestelle in der Josef-Schregel-Straße. Der Kunde musste also genau wissen, von welchem Busbahnhof der Bus seiner Linie abfuhr. Daran hat sich auch nach Einrichtung des Dürener ZOB auf der Nordseite des Bahnhofs bis heute nichts Wesentliches geändert, da die meisten DKB-Linien weiterhin nur den Kaiserplatz, nicht jedoch den ZOB bedienen.

Das Ende der DVG kam am 31. Dezember 1978. Zum 1. Januar 1979 traten die in der DVG bereits kooperierenden Unternehmen DKB und Bundespost mit sämtlichen Linien der Verkehrsgemeinschaft dem Aachener Verkehrsverbund (AVV) bei.[6] Da auch die Bussparte der Deutschen Bundesbahn beteiligt war, konnten erstmals alle Buslinien in Düren mit einem Fahrschein benutzt werden. Die Zeit der Bedienungsverbote war damit in Düren endgültig vorbei.

  • Deutsche Bundesbahn, Deutsche Bundespost (Hrsg.): Taschenfahrplan Aachen; Sommer 1978

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Dürener Kreisbahn Betriebsgesellschaft (Hrsg.): Fahrplan für das Dürener Verkehrsgebiet; Sommer 1957.
  2. Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 4: Nordrhein-Westfalen – Südlicher Teil; EK-Verlag, Freiburg 1997, S. 76.
  3. Bernd Hahne: Immer in Bewegung – 100 Jahre Dürener Kreisbahn 1908–2008. Hahne & Schloemer, Düren 2008, ISBN 978-3-927312-93-7, S. 129.
  4. Bernd Hahne: Immer in Bewegung – 100 Jahre Dürener Kreisbahn 1908–2008. Hahne & Schloemer, Düren 2008, ISBN 978-3-927312-93-7, S. 131.
  5. Dürener Kreisbahn (Hrsg.): 70 Jahre Dürener Kreisbahn; Düren 1978, S. 40.
  6. Wurzeln des AVV – AVV. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Juni 2014; abgerufen am 8. Februar 2012.