Burg Oberranna

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Burg Oberranna
Burg Oberranna

Burg Oberranna

Staat Österreich
Entstehungszeit 12. Jahrhundert
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand sehr gut
Ständische Stellung Adel, Bürger
Geographische Lage 48° 23′ N, 15° 20′ OKoordinaten: 48° 22′ 47,8″ N, 15° 20′ 21,5″ O
Burg Oberranna (Niederösterreich)
Burg Oberranna (Niederösterreich)

Die Burg Oberranna (teilweise auch gelistet als Burg Ranna) ist eine Höhenburg an der Grenze der Wachau und des Waldviertels bei Oberranna, einer Katastralgemeinde von Mühldorf in Niederösterreich. Der Burgus Oberranna ist dagegen eine römische Kleinfestung an der Donau in Oberösterreich.

Ihre Besonderheit liegt in der Verbindung Wehrkirche mit Burg. Zur Zeit ihrer Erbauung stand die Wehrkirche schützend vor der viel kleineren Burg und übernahm damit völlig die Verteidigungsfunktion. Ranna war ursprünglich dazu gedacht den Griesteig (die Verbindung von Hinterhaus bis Fohraberg) zu überwachen. Durch Erweiterung der Befestigungsanlagen in unruhigen Zeiten gelang es nie, die Burg zu erobern.

Die Entstehung ist nicht bekannt. Sie muss aber schon vor 1070 bestanden haben, denn in diesem Jahr kauften die Herren von Grie die Burg und das Gebiet von Ranna. Die neuen Herren nannten sich auch „von Ranna oder Rannah“ und führten in ihrem Wappen einen goldenen Greif auf schwarzem Feld. Sie waren im Gefolge der mächtigen Grafen von Formbach aus dem Rotgau in Bayern gekommen. Ihr erster namentlich bekannter Vertreter ist Pilgrim von Grie-Rauhnah. Nachfolger Waldo von Reun setzte während einer schweren Krankheit testamentarisch fest, dass seine Güter nach seinem Tode dem Landesfürsten Markgraf Leopold III., dem Heiligen, zufallen sollten. Wider Erwarten wurde er aber bald wieder gesund und änderte nach seiner Heirat das Testament zugunsten seiner Frau und seiner Tochter. Leopold III. berief nun eine Gerichtsverhandlung in seiner Residenz, der Burg Gars ein und der Streit ging zu seinem Vorteil aus. Nach Waldos Tod übergab Leopold seiner Schwester Gerbirg einen Teil seiner Güter, worauf diese ihren Wohnsitz im Jahre 1120 nach Ranna und Purk verlegte. Neben der Burg Ranna ließ sie eine freistehende romanische Wehrkirche errichten. 1120 fand auf Burg Gars wieder eine Gerichtsversammlung statt, bei der Pilgrim II, der Sohn von Pilgrim I, einen Teil des Besitzes zurückbekam. Anschließend klafft eine historische Lücke von über 100 Jahren.

Vorhalle in der Burg Oberranna

Urkundlich bestätigt ist die Heirat von Agnes von Ranna mit Ulrich von Neidegg im Jahre 1370. Die Verbindung der beiden Adelsfamilien brachte auch ein neues Wappen: links oben und rechts unten der goldene Greif auf schwarzem Grund (das Wappen der Ranna-Grie) und rechts oben und links unten drei rote Jakobsmuscheln auf silbernem Grund (das Wappen der Neidegger). Mit dem Antritt seines Erbes setzte ihr Sohn, Hans von Neidegg im Jahre 1397 den Anfangspunkt für die Herrschaft der Neidegger auf Ranna die bis ins 16 Jh. andauerte. Im Jahre 1560 ließ Georg von Neidegg die Burg zu ihrer heutigen Form und Größe ausbauen.

20. Jahrhundert

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1901 erwarb Stift Göttweig Anteile des Grundbesitzes, während Baron Hammerstein 1905 das Schloss an sich brachte. Seine Frau, die Schauspielerin Annie Dirkens, musste nach dessen Tod Stück um Stück der Einrichtungsgegenstände verkaufen, zuletzt versetzte sie den Altar der Burgkirche im Wiener Dorotheum. Schließlich wurde die Burg zur Versteigerung ausgeschrieben.

1930 erwarb sie Laurent Deleglise. Er löste den Altar aus und begann mit umfänglichen Renovierungsarbeiten, in deren Zug die Krypta entdeckt wurde. Er wurde auf dem Friedhof von Niederanna bestattet und seine Witwe lebte bis ins Jahr 1982 alleine auf der Burg.

1982 erwarb die Unternehmerfamilie Nemetz die Burg und renovierte sie mit hohem handwerklichem Können und mit Beratung des Bundesdenkmalamtes. Bis 2017 wurde sie als Hotel mit zwölf Gästezimmern genutzt.

21. Jahrhundert

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Schlagzeilen machte die Burg, als sie im Zuge von Verkaufsbemühungen bei willhaben.at zum Kauf angeboten wurde.[1] Seit August 2021 befindet sich die Burg im Besitz der Familie Colloredo-Mansfeld, die sie privat nutzen wird.[2]

Turm

Die Freskenmalerei über dem Eingangstor aus der Renaissance erstreckte sich über die gesamte Fassade. Man vermutet, dass in den Fresken oberhalb des Eingangs die drei damals wichtigsten Schlossbewohner Georg von Neidegg, seine Frau Siguna, geb. von Kirchberg, und Georgs Bruder Roland von Neidegg, Vogt über das Paulinerkloster Unterranna am Fuße des Burgberges abgebildet sind. Der ganze Hof dürfte mit demselben Dekorationssystem ausgemalt gewesen sein.

Vorhalle

Dieser Raum wurde erst unter Georg von Neidegg im Jahre 1560 dazugebaut. Vor dieser Zeit befand sich das Eingangstor hier. Diese Freskenmalereien sind das typische Produkt einer ungenauen Restauration in den 1950er Jahren, weil man die ursprüngliche Malerei so gründlich gereinigt hatte, dass sie fast gänzlich zerstört wurde und sie dann bedenkenlos übermalte. Den Zeitpunkt der Restaurierung kennt man so genau, da bei den Renovierungsarbeiten unter den Malereien Elektroleitungen zutage getreten sind.

Burghof

Dieser Trakt wurde ebenfalls unter Georg von Neidegg (1560) erbaut, der Teil ab der Baufuge wurde in späterer Zeit, man weiß nicht genau wann, errichtet. Der Burgfriedhof südlich der Kirche diente bis zu der Ordensgründung des Paulinerklosters von Hans v. Neidegg als Begräbnisstätte der Burgherren. Andere Tote wurden in der Krypta bestatte oder nach St. Michael a. d. Donau gebracht. Von nun an wurden die Neidegger Familienmitglieder in der Klosterkirche bestattet.

Kirche
Säule der Krypta

Die Kirche steht am strategisch günstig am höchsten Punkt des Ortes. Ihre Achse verläuft parallel zur Bergachse und ist daher nicht genau geostet, sondern etwas Richtung NO–SW gedreht. Dieses Bauwerk, das ursprünglich mit zwei Querschiffen und zwei Türmen ausgestattet war, ist eine verkleinerte Kopie romanischer Dome. Dieser Stil wurde von den Schattenmönchen aus der Normandie über Regensburg nach Österreich gebracht. Die von der Kirche getrennte Burg war im Mittelalter durch einen Holzgang, den man im Ernstfall einziehen konnte, in der Nähe des 1. Stocks verbunden. Sonst war sie mit der Burg nur durch gemeinsame Wehrmauern verbunden

Kircheninneres

Obwohl erst im Jahre 1360 Georg du Clauban als Pfarrer von Oberranna genannt wird, dürfte die Kirche schon seit jeher pfarrliche Rechte besessen haben, die im Jahre 1424 auf das Paulinerkloster übertragen wurden. Pfarrkirchen, die mit einer Burg eine wehrtechnische Einheit bilden sind eher selten. Die einschiffige romanische Kirche besaß zwei Querschiffe, zwei Vierungstürme und eine Westkrypta, ähnlich der Kirche von St. Emmeran in Regensburg und stellt einen seltenen Bautypus dar. Bei der Restaurierung der Kirche durch den Vorbesitzer Laurent Deleglise war der Innenraum der Kirche durch vier Mauern geteilt und gab so 13 Räumen Platz. Der Westteil der Kirche war vollständig in die Burg verbaut und der untere Teil des Westquerschiffes zugeschüttet.

Als 1650 Johann von Greifenfels auf Viehofen die Herrschaft Oberranna kaufte, ließ er in der Kirche neben der Sakristei einen Altar errichten, über dem eine Inschrift auf ihn und seine Gattin hinweist. Der Seitenaltar ist in ungarischem Bauernbarock bemalt. Die Fresken an der Decke zeigen in der Mitte das Opferlamm und rundherum sind die Symbole der vier Evangelisten abgebildet. Von der Kirche gelangt man durch einen rundbogigen Eingang in die Krypta. Diese Westkrypta ist ein fast quadratischer, 5 m langer und 4,8 m breiter Raum. Er wird durch vier Säulen in neun rundbogige Kreuzjoche geteilt, die zwischen Längs- und Quergurten eingespannt sind. Ein schmaler nach innen sich verbreitender Mauerschlitz an der Südseite der Krypta diente, als das Westwerk noch freistand, als Auslug oder als Schießluke für Bogenschützen, denn an dieser Stelle der Krypta führte einst der alte Zugang zur Burg vorbei und der hier vorüber kommende Feind musst seine Rechte, vom Schild unbedeckte Brustseite dem Verteidiger zukehren. Auch das romanische Fenster diente im Verein mit dem Westturm der Verteidigung. Die Zerlegung des Raumes in kleine, fast immer quadratische Joche gehört zur Charakteristik der Hallenkrypta. Das figürliche Kapitell der Kryptasäulen krönt die Südwestsäule, die dem alten Eingang am nächsten lag – der Eintretende sollte dieses Kapitell zuerst bemerken. Auf einer Kapitellseite gibt es eine Tierdarstellung, die als Lamm oder Hund gedeutet wird. Gegen die Darstellung eines Lammes spricht der lange, fast bis zum Boden reichende Schwanz. Das folgende Bild wird als Esel angesehen, der aber im Waldviertel selten ist. In einer ähnlichen Darstellung am Nordportal der romanischen Kirche in Gögging wird das gehörnte Tier als Sündenbock interpretiert. An der Westseite des Kapitells erscheint ein männlicher Kopf mit nur wenig sichtbarem Oberkörper. Er stößt in ein Horn, was auf eine Jagdszene schließen lässt. Obwohl auch das Posaunenblasen von Jericho gemeint sein kann, das als Vorbild für das jüngste Gericht gilt.

  • Wilfried Bahnmüller: Burgen und Schlösser in Niederösterreich. NP-Buchverlag, St. Pölten / Salzburg 2005, ISBN 3-85326-367-4.
  • Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Eva Maria Vancsa-Tironiek, Wolfgang Vogg: Niederösterreich nördlich der Donau (= Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs). Anton Schroll & Co, Wien u. a. 1990, ISBN 3-7031-0652-2, S. 826 ff.
  • Georg Binder: Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser. (2 Bände.) Wien / Leipzig 1925 II, S. 35.
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Fassbinder: Burgen und Schlösser zwischen Gföhl, Ottenstein und Grafenegg. Burgen und Schlösser in Niederösterreich. Band 17, Birken-Reihe, St. Pölten / Wien 1990, S. 20 ff.
  • Falko Daim, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber: Burgen – Waldviertel, Wachau, Mährisches Thayatal. 2. Auflage, Verlag Freytag & Berndt, Wien 2009, ISBN 978-3-7079-1273-9, S. 334 ff.
  • Richard Kurt Donin: Die romanische Kirche der Burg Ranna. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte XI. Wien 1936, S. 5–40.
  • Franz Eppel: Die Wachau. Verlag St. Peter, Salzburg 1975, S. 165 f.
  • Felix Halmer: Niederösterreichs Burgen, eine Auswahl. Birkenverlag, Wien 1956, S. 78 f.
  • Karl Kafka: Wehrkirchen Niederösterreichs II. Birkenverlag, Wien 1970, S. 10 ff.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters. Grundrisslexikon. Würzburg 1994, S. 448.
  • Martina Lorenz, Karl Portele: Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, S. 57.
  • Laurin Luchner: Schlösser in Österreich I. München 1978, S. 224 f.
  • Georg Clam-Martinic: Österreichisches Burgenlexikon. Fotografien von Gerhard Trumler. Landesverlag, Linz 1992, ISBN 978-3-85214-559-4, S. 165.[3]
  • Gerhard Stenzel: Von Burg zu Burg in Österreich. 1973, S. 44 f.
  • Gerhard Stenzel: Österreichs Burgen. Himberg 1989, S. 104 f.
  • Verein für Landeskunde von Niederösterreich (Hrsg.): Topographie von Niederösterreich. Wien 1877 ff. V/1909, S. 355 f.
  • Georg Matthäus Vischer: Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Nachdruck. Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 89.
  • Franz Vorderwinkler: Auf den Spuren der Kultur (NÖ, OÖ). Mediapress, Steyr 1995, ISBN 3-901195-06-8.
  • Alte Burgen und ihre neuen Herren in Niederösterreich. Dokumentarfilm, Österreich, 2018, 24 Min., Buch und Regie: Barbara Baldauf, Kamera: Ossi Denkmayr, Helmut Muttenthaler, Produktion: ORF, Reihe: Erlebnis Österreich, Erstsendung: 6. Mai 2018 bei ORF 2, Inhaltsangabe von ORF, online-Video.
Commons: Burg Oberranna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Artikel 29. Juli 2018 bei NÖN.at, abgefragt 16. August 2021.
  2. Artikel 13. August 2021 bei NÖN.at, abgefragt 16. August 2021.
  3. Burg Oberranna. In: Österreichisches Burgenlexikon / Austria-Forum